Wer war Hubertus?


Er wurde um das Jahr 655 in den Ardennen geboren, war Schüler und später Mitarbeiter das Bischofs Lambert von Maastricht-Tongern und wirkte zunächst als Glaubensbote im damals schwer zugänglichen Waldgebiet der Ardennen. Als er sich kurz nach der Jahrhundertwende auf einer Wallfahrt in Rom befand, traf dort die Nachricht von der Ermordung seines Bischofs Lambert ein. Der Papst Sergius I. weihte ihn daraufhin zu dessen Nachfolger. Einige Jahre später verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich. Er starb 727 und wurde in der von ihm erbauten Peterskirche beigesetzt. Schon am 3. November 743 erfolgte die "Erhebung seiner Gebeine", d.h. der Leichnam wurde exhumiert und in einem Sarkophag oberidisch innerhalb des Kirchenraumes beigesetzt. Eine solche Erhebung war seit dem 6. Jahrhundert die damalige Form einer Heiligsprechung und der Beginn einer offiziellen liturgisch-kirchlichen Verehrung.

Das selbstlose Wirken des Missionars und Bischofs Hubertus muß bei den Zeitgenossen einen nachhaltigen positiven Eindruck hinterlassen haben. Er lebte in der Zeit des Niedergangs des Herrschergeschlechtes der Merowinger, von dem die fränkische Kirche stark abhängig war. Vielleicht verschaffte ihm auch die Tatsache, daß er vom Papst persönlich zum Bischof ernannt und geweiht warmen war, mehr Respekt und Unabhängigkeit in der damaligen Gesellschaft.

825 erbaten die Mönche des Klosters Andagium bei Namur die Reliquien des Heiligen. Der Bitte wurde stattgegeben, und am 30. Mai erfolgte im Beisein zahlreicher Bischöfe und fürstlichen Persönlichkeiten die Überführung. Die Mönche benannten das Kloster und die sich in seiner Nähe bildende Gemeinde nach dem Heiligen "St. Hubertus". Das Ziel zahlreicher Wallfahrer, der Reliquienschrein des Heiligen, ging in den Wirren der Hugenottenkriege 1568 verloren. Die Abtei erlosch in der Zeit der Französischen Revolution. Die Klostergebäude wurden verstaatlicht, die Kirche konnte durch Rückkauf 1808 vor den Abriß bewahrt werden.

 


Die Hubertuslegende


Legenden kleiden eine überzeitliche Wahrheit in ein Gewand vielerlei Farben. Von Hubertus weiß sie zu berichten, daß er nach dem frühen Tod seiner Frau mit Gott und den Menschen zerfallen war und unter Mißachtung aller göttlichen Gebote nur noch der Jagd lebte, um in ihr sein Leid zu betäuben. So habe er auch an einem Karfreitag einen Hirsch gejagt. Als er ihn schließlich mit Hilfe der Meute gestellt hatte und sich anschickte, ihn zu erlegen, sah er zwischen den Geweihstangen das Kreuz aufleuchten und hörte eine Stimme, die ihn zur Umkehr aufforderte. Hubertus habe die Knie gebeugt und eine tiefgreifende Läuterung erlebt. Fortan habe er nur noch das eine Ziel gekannt, Gott und den Menschen zu dienen.

Auch dem modernen Menschen werden Hubertusstunden zuteil. Nicht in der Form ungewöhnlicher Wunderzeichen, wie sie in der Legende berichtet werden, sondern als Anrufe ganz innerlicher Art. Nur dem sind sie hör- und spürbar, der noch in die Tiefe seiner Seele hineinzulauschen willig und fähig ist. Man sollte hoffen, daß gerade dem Jäger in den stillen Stunden seines Weidwerks die Chance geschenkt ist, solche Rufe zu hören und sie im Alltag zu verwirklichen.


Grimm Günther